Freiraum auf Knopfdruck aus Sicht einer Wohnpsychologin – Ein Interview mit Inka Aniol

Freiraum auf Knopfdruck – diese Funktionalität verspricht Floating Office mit seiner innovativen Form der Möblierung. Hinter der Funktion verstecken sich zahlreiche neue Möglichkeiten, die es zu entdecken und anzuwenden gilt. Wie das im heimischen Home Office oder bei der Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmenskultur aussehen kann? Darüber hat sich Florian, einer der drei Gründer von Floating Office, mit der Wohnpsychologin Inka Aniol unterhalten.  

Foto: Verena Felder

Hallo Inka, zunächst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Stell dich doch zu Beginn einmal kurz selbst vor.

Gerne. Ich bin Inka Aniol, Wohnpsychologin, Home Stager und Coach aus Hamburg. Als Wirtschaftspsychologin und Systemischer Coach nähere ich mich dem Thema Wohnen aus psychologischer Sicht. Seit ich denken kann, sind die zwei großen “M´s” – Menschen und Möbel – meine große Leidenschaft. Schon als Kind habe ich mir beim Betreten des dänischen Ferienhäuschens vorgestellt, was ich alles umgestalten würde. Das ist bis heute so. Als Wohnpsychologin helfe ich Menschen dabei, sich ihr Zuhause so zu gestalten, dass es sich stimmig für sie anfühlt und bestmöglich zu ihren Wohnbedürfnissen passt. Neben Privatpersonen berate ich auch Unternehmen und Praxen in Bezug auf ihre Arbeits- und Behandlungsräume. In diesem Kontext ist das Ziel, eine Umgebung zu schaffen, in der Mitarbeiter motiviert und produktiv arbeiten bzw. Patienten erholt in die Behandlung gehen können.

Kannst du uns in ein paar kurzen Worten erklären, was man unter Wohnpsychologie versteht?

Wohnpsychologie ist ein Teil der Umweltpsychologie. Sie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Menschen und ihren Wohnräumen. Es geht um die Frage, wie wohl wir uns in unserer Umgebung fühlen und was wir tun können, um unsere Wohnzufriedenheit zu erhöhen. Die Basis dafür sind, neben objektiven Kriterien, wie z.B. Lage, Infrastruktur und Wohnfläche, unsere individuellen Wohnbedürfnisse. Auch die persönliche Einstellung spielt eine Rolle. In Anlehnung an die Bedürfnispyramide des Psychologen Abraham Maslow lassen sich sechs Wohnbedürfnisse definieren: Sicherheit, Erholung, Kommunikation, Ästhetik, Anerkennung und Entfaltung. 

Wenn uns bewusst geworden ist, welche bei uns besonders stark ausgeprägt sind, wissen wir, was wir konkret tun können, um eine positive Veränderung in unseren vier Wänden zu erreichen. Der Einrichtungsstil ist dabei erstmal sekundär. Von Boheme bis Klassisch Modern, die Wohnbedürfnisse lassen sich in allen Einrichtungsstilen umsetzen. Wer authentisch wohnt, wird schnell spüren, dass seine Lebensqualität steigt.

Die Trennung von Arbeit und Freizeit im Home Office ist für viele Personen ein Problem. Mit NOLEX kann ein klarer Schlussstrich gezogen werden, indem die Arbeit unter der Decke verschwindet. Wie schätzt du diesen Aspekt aus psychologischer Sicht ein?

Der ein oder andere kennt vielleicht das Lied “Heute hier morgen dort”. Als Hannes Wader es Anfang der 70er Jahre gesungen hat, waren die Digitalisierung und die ständige Erreichbarkeit noch in weiter Ferne. Die Lebensbereiche Arbeit und Freizeit waren, zumindest bei den meisten Menschen, klar getrennt. Wer die Tür des Betriebs geschlossen hatte, war dann erstmal weg. Der Text passt immer noch sehr schön in unsere heutige, schnelllebige Zeit. Uns steht die Welt offen, wir sind ständig erreichbar und höchst flexibel. Gleichzeitig sehnen wir uns nach Beständigkeit, Erholung und Rückzug, um neue Energien tanken zu können. So bietet auch das Home Office viele Freiräume, aber im Zweifelsfall auch keinen “Feierabend” mehr. In der Psychologie spricht man von der sogenannten Entgrenzung. Die Übergänge von Job und Privatleben verschwimmen. Wenn wir etwas mit Leidenschaft machen, fällt uns das auch kaum auf. Dann empfinden wir positiven Stress, der auch sehr motivierend sein kann. Dennoch ist es wichtig, sich bewusst Auszeiten zu schaffen, mental und physisch.

Mit NOLEX kann das Arbeitszimmer in jedem Bereich der eigenen vier Wände integriert werden. Wie profitiert man aus deiner Sicht am besten von der gewonnenen Flexibilität? 

Neben den bereits genannten Aspekten zur Trennung von Arbeit und Freizeit sind mobile Möbelstücke und -elemente vor allem interessant für eine optimale Raumnutzung und -funktion bei wenig Platz. Das ist ja besonders ein Thema für Menschen, die in Ballungsgebieten wohnen, in denen jeder Quadratmeter Wohnfläche begehrt und teuer ist. Jeder Mensch hat das natürliche Bedürfnis, sich einen Raum anzueignen, wie es in der Psychologie so schön heisst. Das muss kein eigenes Zimmer sein. Es kann auch ein Bereich oder Möbelstück sein. Wichtig ist, dass derjenige allein darüber verfügen kann und dort Handlungsspielräume zur Entfaltung hat. Der Schreibtisch kann so einen Bereich bieten. Gleichzeitig kann er die Raumfunktion verändern. Beispielsweise kann er tagsüber im Kinderzimmer präsent sein, wenn es um die Funktionen Lernen oder Spielen geht. Nachts verschwindet er an die Decke und macht Platz für die Raumfunktion Schlafen. Abgesehen davon, wird in diesem Fall natürlich bei allen Designfans unter uns das Wohnbedürfnis nach Ästhetik erfüllt.

Werfen wir einmal einen Blick auf die Büros. Für Unternehmen wird die Entwicklung einer starken Unternehmenskultur immer wichtiger, um bei jungen Talenten interessant zu bleiben und damit im Wettbewerb bestehen zu können. Wie kann Einrichtung dem Unternehmen helfen, eine innovative Unternehmenskultur nach außen zu tragen?

Die Einrichtung ist Teil des Corporate Designs, also der visuellen Identität eines Unternehmens. Genauer gesagt, ist sie Teil der Corporate Architecture. Sie gehört, genau wie die Unternehmenskultur, zum Selbstbild – der Corporate Identity – eines Unternehmens. Die zentrale Frage ist wieder, was zu wem passt und authentisch ist. “Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer” und ein Designmöbelstück macht noch nicht innovativ. Eine moderne, designaffine Einrichtung spiegelt eine innovative Unternehmenskultur dann wieder, wenn sie tatsächlich vorhanden ist. In dem Fall ist sie ein entscheidender Teil eines runden Gesamtbildes und bietet eine beeindruckende Erlebniswelt für Mitarbeiter, Kunden und Öffentlichkeit.

Wer profitiert schlussendlich von einer starken Unternehmenskultur? 

Alle. Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Geschäftspartner, Dienstleister und Kunden. Eine starke Unternehmenskultur zeichnet sich dadurch aus, dass sie organisch gewachsen und nachhaltig ist und nicht mit jedem Führungswechsel neu aufgesetzt wird. Sie steht für Erwartungen, Werte und Normen und hat Auswirkungen auf alle Aktivitäten in der Organisation. Sie hilft allen – intern wie extern – dabei, das Unternehmen besser zu verstehen.

Ein durchdachtes Employer Branding, also die Markenbildung des Arbeitgebers, ist ein bedeutender Teil davon. Es ist die Voraussetzung dafür, motivierte Performer zu gewinnen, emotional zu binden und zu fördern. Wem es gelingt, eine authentische Unternehmenskultur zu etablieren und zu verankern, wird belohnt. Mitarbeiter, die sich von ihrem Arbeitgeber wertgeschätzt fühlen und die Unternehmenskultur leben, sind deutlich motivierter, loyaler und produktiver, als solche, die das nicht tun. Das gilt sowohl in eher konservativen als auch in innovativeren Branchen. Peter Drucker, einer der Managementpioniere des 20ten Jahrhunderts, hat das mal treffend ausgedrückt: “Culture eats strategy for breakfast”.

 

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